Münchhausen Kaffee

Heute steht die Besichtigung einer Kaffeerösterei auf dem Programm. Wo? In Bremen, wo das Geschäft mit Kaffee von der „Entdeckung“ an zentrale Bedeutung hat. Früher kaufte man seinen Bedarf an Kaffeebohnen übrigens in der graugrünen Rohform und röstete die gerade benötigten Menge selber auf dem heimischen Herd. Wer nicht gut rührte, hatte dann verbrannte Bohnen dabei, ein zweifelhafter Genuss.

P2150031Die Idee, fertig gerösteten Kaffee zu handeln, entstand erst gegen Ende des 19. Jhds.;  Röstkaffee war außerdem eines der ersten Markenprodukte: die Art der Röstung gab dem Kaffee eine eigene Geschmacksnote, und der Kunde kaufte nun nicht mehr Kaffeebohnen, sondern Röstkaffee der Marke A oder B.

August Münchhausen, gelernter Kaffeeröster, machte sich 1935 selbständig und war 1938 in der Lage, sich einen Trommelröster anzuschaffen, in dem die Bohnen mit heißer Luft geröstet werden (Konvektionsröster). Er blieb dabei, kleine Chargen mit hoher Qualität zu verarbeiten.

P2150033Während des Krieges war der Röster außerhalb Bremens untergebracht und es wurde Ersatzkaffee aus Gerste und Zichorie hergestellt, denn soweit noch echte Kaffeebohnen verfügbar waren, wurden sie nur noch an kriegswichtige Stellen gegeben. Nach dem zweiten Weltkrieg war Kaffee erst 1948 wieder frei einzukaufen, aber mit immens hohen Steuern belegt. Die Verbraucher kauften aufgrund der dadurch fast unerschwinglichen Preise den Röstkaffee in winzigen Tütengrößen. Erst als einige Jahre später die Kaffeesteuer gesenkt wurde, stieg der Verbrauch wieder.

P2150036Münchhausen blieb dabei, im Rahmen der Kapazität seines Rösters zu produzieren. Leider ging im Laufe der Jahre die Vielfalt kleinerer Röstereien verloren, als einige wenige mit großtechnischer Verarbeitung und in starkem Preiskampf den Markt zu dominieren begannen. Er betrieb sein Geschäft für seine Stammkundschaft und im Alter quasi als Hobby weiter, denn rentabel war es für einen solch kleinen Handwerksbetrieb nicht mehr.

P2150040_1An der Pflanze, die eigentlich in tropischen und subtropischen Gebieten zu Hause ist, Kaffeefrüchte in verschiedenen Reifestadien.

P2150049_1Anfang dieses Jahrhunderts wurde der Betrieb durch seine Tochter wiederbelebt. Die Kaffeebohnen werden als Sackware in hoher Qualität bezogen, was ein Nachverlesen nach der Röstung überflüssig macht. (Im Gegensatz dazu ist die gängige Liefergröße für Großröstereien der 21-t-Container!). Der Ende der 1950er Jahre gekaufte neue Trommelröster versieht seinen Dienst noch immer ohne Probleme. Wenig automatisiert, hängt sein Ergebnis weitgehend vom Menschen vor der Maschine ab. Bei vorgeheizter Trommel dauert die Röstung, die bei etwa 200 Grad erfolgt, ungefähr eine gemütliche Viertelstunde.

P2150043_1Anhand von zwischendurch gezogenen Proben und des deutlichen Geräusches, wenn die Bohnenzellen aufbrechen (fast wie Silvester-Cracker), wird beurteilt wann der Röstvorgang beendet werden muss.

P2150046Eine Luftströmung kühlt die heißen Bohnen dann sofort auf einem Sieb ab.

P2150047_1Nun sind sie verbrauchsfertig, eine jede ein kleiner Aromacontainer, am besten kühl und trocken zu lagern und erst vor dem Aufbrühen frisch zu mahlen.

P2150051Hier noch Bilder von den Säcken, die teilweise hübsche Aufdrucke haben:

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